Archiv des Autors: Paul Klimpel

Pressemitteilung: Zugang gestalten!

Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe
In Berlin diskutierten über 200 Experten über das Selbstverständnis kultureller Institutionen

Am Freitag endete die Konferenz „Zugang Gestalten!“ im Jüdischen Museum Berlin. Über zwei Tage haben sich Experten verschiedener Kulturorganisationen über das Selbstverständnis kultureller Institutionen, die Digitalisierung des kulturellen Erbes und den Zugang dazu ausgetauscht. Neben der Vorstellung verschiedener Digitalisierungsprojekte wurden viele Fragen aus den Bereichen Urheberrecht, Technologie und der Gewichtung des kulturellen Erbes im Koalitionsvertrag der Bundesregierung diskutiert.

„Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens darüber, wie der Zugang zum kulturellen Erbe in der digitalen Welt gestaltet sein soll“, sagte der Leiter der Konferenz, Dr. Paul Klimpel. „Konferenzen wie diese sind besonders wichtig, um einen breiten gesellschaftlichen Diskurs dazu zu ermöglichen“, so Klimpel weiter.

Zu den Sprechern gehörten der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der Blogger und Berater Sascha Lobo sowie der ehemalige Kulturstaatsminister Prof. Dr. Michael Naumann. Die Datenmanagerin Lizzy Jongma stellte in einem Vortrag die Digitalisierungsstrategie des Rijksmuseum in Amsterdam vor. Hier werden beispielsweise berühmte Gemälde von Rembrandt und Vermeer hochauflösend zur freien Weiternutzung angeboten. In diesem Zusammenhang wurde allerdings darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung der Bestände zum Teil sehr kostenintensiv sei und neue funktionierende Finanzierungsmodelle entwickelt werden müssten. In diesem Kontext wurde das Geschäftsmodell der Bildagentur des Bildarchivs Preussischer Kulturbesitz diskutiert. Um Digitalisierung ging es auch bei einer App, die drei Schüler selbst entwickelten und auf der Konferenz vorstellten. Grundlage für die App bildeten die im Open Data-Format zugänglichen Standorte der so genannten Stolpersteine des Künstlers Gunter Deming. Über die GPS-Funktion des Mobiltelefons des Anwenders können die Stolpersteine in der Nähe lokalisiert werden und durch die Verlinkung zu weiteren Portalen wie Wikipedia die Opfer des Nationalsozialismus, derer durch die Stolpersteine gedacht wird, mit mehr Information verknüpft werden.

Börris von Notz, Geschäftsführender Direktor des Jüdischen Museums Berlin, gibt einen Ausblick: „Der kulturpolitische Diskurs hat gezeigt, dass Hürden von Digitalisierungsvorhaben abgebaut werden müssen. Dazu gehört der Anspruch, nicht nur zu sammeln und zu bewahren, sondern auch online zu vermitteln.“ Denn so könnte die Zivilgesellschaft noch aktiver die Aufgabe der Kultur- und Gedächtnisinstitutionen unterstützen, das kulturelle Erbe für uns alle lebendig zu bewahren. Pavel Richter, Vorstand von Wikimedia Deutschland, lud daraufhin die Anwesenden ein, den Zugang frei zu gestalten.

„Zugang gestalten!“ fand zum zweiten Mal im Jüdischen Museum Berlin statt.
Die Konferenz wird vom Jüdischen Museum Berlin, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dem Internet & Gesellschaft Collaboratory, der Deutschen Digitalen Bibliothek,  iRights.Lab Kultur, der Open Knowledge Foundation Deutschland e.V.  und Wikimedia Deutschland e.V. getragen. Die gesamte Konferenzprogramm wird als Video auf zugang-gestalten.de zu finden sein.

Pressekontakte:
Collaboratory e.V.
Tobias Schwarz | Digital Public Affairs
tobias@collaboratory.de
www.collaboratory.de/w/Presse

Jüdisches Museum Berlin
Katharina Schmidt-Narischkin
k.schmidt-narischkin@jmberlin.de
http://www.jmberlin.de/main/DE/06-Presse/00-aktuelle-presse.php

Wikimedia e.V.
Catrin Schoneville
catrin.schoneville@wikimedia.de
http://www.wikimedia.de/wiki/Presse

Weitere Informationen:
Konferenzwebseite: www.zugang-gestalten.de
Live-Blog Tag 1: www.blog.wikimedia.de/2013/11/28/liveblog-zugang-gestalten/
Live-Blog Tag 2: www.blog.wikimedia.de/2013/11/29/liveblog-zugang-gestalten-tag-2/
Videos: vimeo.com/album/2629015
Erste Fotos: http://goo.gl/dJb5Q1, David JacobCC BY-SA 3.0

Glosse: Wenn der Landesdatenkonservator eingreift

Gedächtniskultur meint ja auch Denkmalpflege. Für die gibt es eine Behörde. Und vielleicht ist der Landeskonservator ja prädestiniert dafür, den Erhalt digitaler Werke zu verwalten. Dachte sich jedenfalls Henry Steinhau*, dessen Glosse daher gut in diesen Blog und zur Konferenz paßt.

Eine Vorladung? Verwundert scanne ich durch die Tiefen meiner Langzeiterinnerungen: Wieso das denn bitte? Und wer oder was ist das LDDA? „Hey, ich brauche noch Ihre Unterschrift, dass Sie das Einschreiben angenommen haben“, stupst mich der Postler aus meinem „Was kann es nur sein?“-Suchmodus. „Äh, ja, klar.“ Kritzel, kritzel.

Einen echten Brief zu quittieren, das kommt ja mittlerweile sehr selten vor. Normalerweise stopft der Bote nur diese unpersönlichen „An alle Bewohner des Hauses“-Indirektmarketing-Briefe in die Kästen, weshalb für mich die Gelbjacken schon lange nicht mehr „Post-Boten“ sondern „Spam-Bots“ sind. Nun diese eingeschriebene und persönliche Vorladung vom „LDDA“, wie es auf dem Umschlag heisst, neben einer Art Icon, dass einen stilisierten Uralt-PC-Monitor zeigt.

Ich öffne den Umschlag und überfliege das denkbar kurze Schreiben: „ … sind Sie verpflichtet, am … um … Uhr zu erscheinen, weiteres erfahren Sie über den hier abgebildeten QR-Code. Mit freundlichen Grüßen, … , Landesdatenkonservator beim Landesdigitaldenkmalamt (LDDA)“. Wieso schicken die toten Baum, wenn ich am Ende auf eine Website muss? Hätte doch ’ne Mail gereicht, … ts – Ämter!

„Willkommen, Sie haben unser Einschreiben also angenommen … nachdem wir Sie dreimal per Mail angeschrieben, jedoch keine Reaktion von Ihnen erhalten haben … “ Grmpf. Kein Wunder, denke ich, bei diesem Kürzel: selbst schwach eingestellte Spamfilter schlagen doch bei so etwas wie „LDDA“ tiefrot aus. Aber, worum geht es denn nun? „ … bezüglich der von Ihnen am … übernommenen Webdomain … diese steht seit … unter Digitaldenkmalschutz und muss daher optisch wie funktional vollständig in Ihrem Zustand der Jahre … bis … erhalten bleiben. Zum Zwecke der Klärung aller Auflagen und diesbezüglicher Kooperation mit dem LDDA … zur Besprechung in meinem Büro am … “

Na, toll. Was denken die sich denn? Kopfschüttelnd lächele ich die Vorladung erstmal in meine Zwischenablage für Kurzzeit-Belustigungen. Ich kümmere mich doch nicht darum, diese völlig veralteten Webseiten am Online-Leben zu erhalten. Für wen denn, bitte? Ausserdem haben die Jungs die Server doch eh schon letzte Woche komplett überspielt, der seit Monaten ungeklickte Krempel von davor ist doch längst im Hyperraum entsorgt. Was wollen diese LDDA-Deppen eigentlich noch? Moment, was steht da unten in roter Schrift?

„ … Ihre am … vorgenommene Löschung der fraglichen Webseite haben wir rückgängig gemacht, die Passwörter geändert; der Zugang auf die Domain ist Ihnen bis auf Weiteres nicht gestattet. Die von Ihnen überspielten Daten wurden von uns aber gesichert, wir schalten Sie Ihnen nach unseren Gesprächen und gegen eine Gebühr von … wieder frei.“

Wie bitte? Die haben uns gehackt? Ich glaube, es hackt!!

Hausabriss-Berlin-Dahlem

Mit ordentlich Wut in meinem Arbeitsspeicher fahre ich also zum Landesdigitaldenkmalamt in der Innenstadt. Ich stelle mir ein viktorianisches Gemäuer vor, in dem grauschläfige Analog-Zombies auf quietschenden Rollwagen ihre vergilbten Aktenordner hin- und herschieben, um mit ihren netzweltfremden Vorschriften den Digital Natives das Leben in der Matrix zu vermiesen.

Doch als ich in die Straße einbiege, dämmert es mir: Hier war ich doch schon mal mit den Kids, als wir uns einen nostalgischen Tag machten im … richtig: Computerspielmuseum! Die riesengroße Leuchtschrift ist zwar neu, doch an das Gebäude kann ich mich erinnern: attraktiver Bau, viel Fläche, sehr modern ausgestattet, und mit viel Luft nach oben. Jedenfalls, als wir dort waren, denn da schienen die oberen Etagen leer zu stehen, bereit für Expansion. Und genau da sitzt nun offenbar der Landesdatenkonservator, wie das Türschild verrät, das direkt neben dem Museumseingang zu den oberen Stockwerken weist.

In der dritten Etage dann ein Empfangsraum wie bei einem hippen Startup: Designer-Counter, Latte Macciato Maschinen, eine Leihstation mit Tablets, Rollern und Tassen mit LDDA-Aufdruck sowie eine Wartezone mit Sitzsäcken. Um mich anzumelden, muss ich an einem „Terminal“ den QR-Code meiner Vorladung einscannen. Kurz darauf kommt eine junge Dame zu mir. Auf dem Weg zur Besprechungsinsel erläutert sie: „Wir gehörten ursprünglich zum LDA, wurden aber für eine Public-Private-Partnership abgekoppelt. Seit wir mit dem Computerspielmuseum kooperieren, geht es uns gut: unten bezahlen die Leute Eintritt für das, was wir hier oben vor ihnen selbst retten. Die Eröffnung der neuen Abteilung ‘Webseiten und Apps‘ ist in zwei Monaten, sie nimmt die komplette zweite Etage ein. Und schon im Herbst soll eine Sonderausstellung zu ‘Skeumorphisms‘ eröffnen.“

Wir durchqueren mehrere Arbeits-Zonen mit offenen Arrangements aus Schreibtischen, Stehpults und Rumlümmel-Sofas, die Mitarbeiter gehören allen Generationen und Stilen an, von Retro-Nerds über Null-Eins-Normalos bis zu Entschleunigern (Slow Mover). Als mein Gesprächspartner auf mich zukommt, habe ich schon das zweite Deja vu des Tages: Dich kenn ich, Du warst doch mal … „ … , Gründer dieser ‘Multimedia-Bude‘, wie Du damals immer gesagt hast“, entgegnet er mir in mein offenbar lesbares Grübelgesicht. „Ja, genau“, sage ich herzlich, „ihr wart doch immer ganz weit vorne, habt euch mit Datenbank-Anbindungen für Terminals in Kaufhäusern rumgeplagt. Hatten ‘ne schicke Oberfläche, aber funktional … “ Er winkt ab: Schnee von gestern – aber irgendwie doch historisch wichtig, deswegen sei er hier im LDDA gelandet. Im Keller gäbe es die Aservatenkammer mit dutzenden Uralt-Terminals, unförmigen Rechnern, monströsen Festplatten, Druckern mit Schallschutzhauben, das ganze Zeugs. Doch es gehe eben auch um die Software, die Oberflächen von Programmen, Anwendungen und Webseiten, von Apps und Games. „Grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund, gelbe Schrift auf braunem Hintergrund, Mann, war das gruselig … “. Ja, klar, aber irgendwie gehöre es eben zur Kulturgeschichte, zum digitalen Lebensstil, zur Medienkultur. Und daher habe das Landesdigitaldenkmalamt den Auftrag – und die Verfügungsgewalt – eben auch bestimmte Webseiten zu erhalten:

„Nicht nur für museale Zwecke speichern sondern unbedingt öffentlich online halten. Das ist unser Job.“

„In der wirklichen Welt gibt es ja auch begehbare Gedenkstätten, müssen Fassaden oder Innenarchitekturen in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben“, erklärt er. Und die von mir erworbene Domain sei nun einmal genau so ein Fall. „Nicht Dein Ernst, oder?“, opponiere ich. „Schau Dir das Design an, mit diesen farbigen Kacheln, das ist so langweilig, da klickt doch keiner mehr hin. Die Seite ist verwaist. Und überhaupt, Du weisst doch selbst, dass seit den Carsonianern das Webdesign endlich wieder frei ist. Kacheln, Dreispaltigkeit, Pulldownmenüs und Popup-Windows, mit diesem langweiligen Einheitsbrei haben die aufgeräumt und alle Regeln, frei nach Typografie-Anarcho David Carson, bewusst gebrochen. Und mal ehrlich, diese viereckigen MS-Kacheln, die waren doch nun wirklich kein wertvoller Beitrag zur … “

„Leider doch! Denk‘ doch mal nach, die Social Media-Plattformen: Flipboard und LinkedIn, Google+ und irgendwie auch Facebook, alle haben vorgekachelt und dann haben eben die Webseitengestalter nachgekachelt. Das war ‘Mainstream‘, oder?“ OK, ja, das stimmt schon, sage ich, aber wieso gerade die von uns übernommene Domain, die ist doch so was von dröge und dermaßen durchschnittlich gewesen … „Eben drum!“, ruft er begeistert. Um mir dann noch einen Impuls zu geben.

„Pass mal auf, wir werden ab diesem Jahr Menschen oder Firmen mit einem Preis auszeichnen, die sich in besonderer Weise um Digitale Denkmale oder die Online-Denkmalpflege verdient gemacht haben, ganz in der Tradition der ‘Ferdinand-von-Quast-Medaille‘. Das wäre ‘ne Chance für euch, ihr seid doch so scharf auf Awards. Außerdem suchen wir im übrigen noch eine Agentur, die für uns Webseite und App für diesen Preis umsetzt. Der DigiPitch startet nächste Woche.“

„OK“, sage ich, „da beisse ich doch glatt an. Schick‘ mir dazu mal so‘ne Vorladung“. Er nickt zufrieden.

Ich glaube, den hat er jetzt nicht mitbekommen. Grins.

*Henry Steinhau arbeitet als freier Medienkultur-Journalist in Berlin und gehört zur Redaktion von iRights.info

Cédric Manara: Enabling the Digitisation of Cultural Heritage

In 6 Tagen startet unsere Konferenz „Zugang gestalten!“ im Jüdischen Museum Berlin! Heute stellen wir Cédric Manara vor, der mit einem Impulsreferat den Block „Rechtliche Rahmenbedingungen“ am Nachmittag des zweiten Konferenztages einleiten wird.

Background

Cedric Manara

Dr. Cédric Manara has lost his hair teaching, writing or consulting. He has been a full time law professor at EDHEC Business School (France) and held visitorships in Finland, Italy, Japan and the USA, published a lot on intellectual property and internet legal issues, and also was a consultant for e-commerce companies or law firms. He recently joined Google’s legal team as copyright counsel.

Picture/Foto: © Hervé Thouroude

 

 

At the conference

Cédric Manara will address key topics including the shrinking of the public domain and current legislation that is leading to what he terms a “cultural black hole”. He will also make the case for more flexibility in copyright law and take a look into the recent landmark Google Books decision in New York which ruled Google’s book scanning project as fair use under copyright law.

Was wir mit offenen Daten machen – Jugend hackt

Wie entwickelt man ausgehend von einem Datensatz eine kreative Idee, die zu einer nützlichen Anwendung führt und für jede Bürgerin und jeden Bürger als Informationsquelle genutzt werden kann? Was kann man mit offenen Daten machen?

Dieser Challenge haben sich programmierbegeisterte Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren beim Open Data Hackday „Jugend hackt“ gestellt, der im September dieses Jahres in Berlin stattfand und von Young Rewired State und der Open Knowledge Foundation Deutschland organisiert wurde. Innerhalb von zwei Tagen haben die Jugendlichen gemeinsam Apps, Visualisierungen, Prototypen und andere Projekte zu den Themen Schule/Bildung und Freizeit/Umwelt auf die Beine gestellt und vor einem Publikum präsentiert.

Die besten Projekte wurden anschließend von einer Fachjury ausgezeichnet. Finn Gaida, Daniel Petri und Niklas Riekenbrauck haben mit ihrem Projekt „PlateCollect – iOS“, einer Open Data App zu Stolpersteinen in Berlin, die Jury in der Kategorie „Best in Show“ überzeugt. Bei „Zugang gestalten!“ werden sie uns erklären, wie die Idee dieser App entstanden ist und wie sie funktioniert, welche Schwierigkeiten sie lösen mussten und welche Datensätze sie genutzt haben.

Jugend hackt

Innovative Projekte und Entwicklungen präsentieren sich in der „Werkschau“

Die Werkschau ist eine interaktive Präsentationsrunde, bei der sich vier innovative Projekte kultureller Institutionen in jeweils 10 Minuten vorstellen.

Die Teilnehmer wandern in Gruppen von Projekt zu Projekt – ein Gong-Signal signalisiert das Weiterziehen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, Fragen zu stellen und in einen Dialog mit der Sprecherin und dem Sprecher zu treten.

Werkschau

Die einzelnen Projekte thematisieren den erfolgreichen Zugang zum kulturellen Erbe, zeigen aber auch die Hürden, die dabei überwunden werden mussten.

Die Werkschau findet am Donnerstag, den 28. November 2013, im Rahmen der Konferenz „Zugang gestalten!“ in zwei Räumen des Jüdischen Museums Berlin statt.

Gern möchten wir Sie dazu einladen, sich aktiv in die Werkschau einzubringen und mehr über diese Projekte zu erfahren.

Lizzy Jongma: The Open Data advocate

In den kommenden Tagen bis zur Konferenz „Zugang gestalten!“ am 28. & 29. November 2013 stellen wir Ihnen in loser Folge die Referenten unserer Veranstaltung vor. Den Anfang macht Lizzy Jongma, Rijksmuseum Amsterdam.

Background

Lizzy JongmaLizzy Jongma (1970) works as a datamanager in the Collections information department of the Rijksmuseum Amsterdam. She studied History at the University of Nijmegen (Netherlands) and specialized in digitization, automation of structured metadata and online presentation of Cultural Heritage. Lizzy has worked as a developer, adviser and project leader in this field since 1998. She now works on sharing, structuring and linking digital collection information: the Rijksmuseum API (sharing collection information as open data), the Rijksmuseum Open Data Policies, Rijksmuseum’s Rijksstudio Website, the New Object Description Manual (implementation of quality controlled collection annotation), Annotation Tool (connecting structured metadata to the Collection management System), Rijksmuseum Persistent Identifiers, and Accurator (niche source project).

Lizzy Jongma also works on structuring metadata for sharing collection information with portalsites like Europeana and ArtStor and is currently working on Rijksmuseum Linked Open Data.

Lizzy Jongma is an Open Data advocate and speaks frequently about the importance of Being Open (for Cultural hertitage Institutions).

At the conference

Lizzy will participate on the panel discussing the role of GLAM institutions shaping the digital access. At the beginning of the panel she will speak about why and how the Rijksmuseum shaped its access under a free license. The panel is scheduled for 28th of November after the lunch break.

Additionally Lizzy will be presenting the API that both runs the Rijkstudio for the website’s visitors but also enables institutions such as Europeana or Wikimedia Commons to harvest in large scale the Rijksmuseum’s collection for further use. The presentation of the projects will also take place in the afternoon of the 28th of November, after the above mentioned panel discussion (and a coffee break).

Was bleibt? Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt

Der folgende Beitrag von Konferenzleiter Paul Klimpel ist eine Vorabveröffentlichung aus der Publikation “Was bleibt? Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt“. Das Buch erscheint am 25. September 2013 bei iRights.Media. Es wird an diesem Tag in der Deutschen Nationalbibliothek vorgestellt. Die Veranstaltung findet von 17 bis 19 Uhr statt.

Frontcover

Was bleibt von den hunderten oder gar tausenden digitaler Fotos, die heute bei einer Hochzeit gemacht werden? Fotoalben von Hochzeiten im letzten Jahrhundert finden sich in den meisten Familien – auch wenn damals weniger fotografiert wurde als heute.

Was bleibt von den Objekten der Medienkunst, deren digitale Technik nach kurzer Zeit schon nicht mehr gebräuchlich ist? Was bleibt von den Ergebnissen der vielen Projekte, in denen heute kulturelles Erbe digitalisiert wird? Was wird aus den Sammlungen originär digitaler Objekte? Was bleibt von Filmen, die zunehmend digital in die Kinos kommen?

Was wird aus der großen Masse digitaler Information gesammelt?

Oder werden die Zeugnisse des kulturellen Schaffens und der Wissenschaft, die auf digitalen Trägern festgehalten werden, schon bald verschwinden? Werden die ersten Jahre nach der digitalen Revolution in der Erinnerung späterer Generationen ein „weißer Fleck“ sein?

Traditionell haben Gedächtnisinstitutionen wie Archive, Bibliotheken und Museen dafür gesorgt, dass die Zeugnisse kulturellen Schaffens für die Nachwelt erhalten bleiben. Doch mit dem Übergang zu digitalen Trägern entstehen gänzlich neue Herausforderungen. Diese betreffen die traditionellen Gedächtnisorganisationen ebenso wie die neuen Formen des kulturellen Gedächtnisses, etwa kollaborative Online-Projekte wie Wikipedia oder History Pin. Es werden neue technische und organisatorische Kompetenzen gefordert, wenn es um Fragen der digitalen Langzeitarchivierung geht.

Nur einige Fragen, die sich stellen: Wie ändert sich durch die Digitalisierung die Rolle von Archiven, Bibliotheken und Museen? Welche Aufgaben nehmen heute Rechenzentren und privatwirtschaftlich organisierte Dienstleister wahr? Wer trägt die Verantwortung für die digitale Langzeitarchivierung, wer finanziert sie? Was bedeutet der Medienwechsel für die kleinen und mittleren Museen und Archive und für die neuen Gedächtnisorganisationen und ihre Rolle in dem Ensemble kultureller Institutionen? Wie lässt sich ein „flüchtiges Medium“ wie das Internet archivieren? Wer entscheidet über die Auswahl? Welche Rolle spielt die Semantik für die Nachhaltigkeit?

In Archiven, Bibliotheken und Museen weiß man aus Erfahrung: Bei jedem neuen Medium sind die Anfangsjahre nicht erhalten. Dies war beim Radio so, auch beim Film oder beim Fernsehen. Die Veränderungen durch die Digitalisierung sind sehr viel weitreichender und dringen in jeden Lebensbereich. Die Herausforderungen an die nachhaltige Sicherung sind gewaltig.

Inhalte auf analogen Trägern bleiben grundsätzlich erhalten, sofern man sie nicht aktiv zerstört. Probleme der Erhaltung treten erst nach einer gewissen Zeit auf, in der Regel vergeht mindestens eine Generation, bis sie akut werden. Bei Inhalten auf digitalen Trägern verhält es sich genau umgekehrt: um sie angesichts häufiger Formatwechsel und der begrenzten Haltbarkeit von Trägermedien erhalten zu können, muss aktiv gehandelt werden.

Wir sind am Scheideweg: Nehmen wir diese Herausforderung an, oder wird sich wiederholen, was wir bei Radio, Film und Fernsehen erlebt haben? Es geht darum, was von den Zeugnissen menschlichen Tuns unserer Zeit – der ersten Jahren der Digitalisierung – in Zukunft erhalten bleibt. „In Zukunft“ heißt in diesem Falle schon in den nächsten 5, 10 oder 20 Jahren. Nachhaltigkeit in der digitalen Welt ist deshalb kein Nischenthema.

Die Herausforderungen sind gewaltig. In den vergangenen Jahren sind bereits wichtige Ansätze formuliert worden, wie diesen Herausforderungen zu begegnen ist. Diese Publikation nun gibt Zeugnis eines Diskurses, der Nachhaltigkeit und digitale Langzeitarchivierung nicht als ein isoliertes technisches, archivarisches, kulturpolitisches, rechtliches oder finanzielles Problem sieht, sondern die Interdependenz verschiedener Aspekte in den Vordergrund stellt. Diese Betrachtung ist notwendig, will man die Rahmenbedingungen schaffen, Informationen und Wissen im Zeitalter der Digitalisierung zu sichern, zu bewahren und zugänglich zu machen.

So wird in diesem Buch die Problemlage aus unterschiedlicher Perspektive beschrieben. Tobias Beinert und Armin Straube erläutern die Sicht der Gedächtnisinstitutionen. Stefan Wolf geht auf das Verhältnis von kulturellem Erbe und dem Wissenschaftsbereich ein und beschreibt die Bemühungen um eine Infrastruktur zur digitalen Langzeitarchivierung. Eric Steinhauer schließlich nimmt eine juristische Perspektive ein. In Nahaufnahmen werden Einzelaspekte beleuchtet: So erörtert Maik Stührenberg Fragen der digitalen Langzeitarchivierung aus Sicht der IT, und Ralph Giebel zeichnet die Entwicklung der Speichertechnologie nach und geht auf die Rolle der Industrie ein, in einer Welt, in der Informationen und große Datenmengen immer wichtiger werden. In anderen Beiträgen stehen medienspezifische Besonderheiten im Fokus: Andreas Lange beschreibt, wie in offenen, nicht-kommerziellen und kollaborativen Projekten Werkzeuge und Methoden entwickelt wurden, um Videospiele zu erhalten, etwa mit Hilfe von Emulatoren. Jan Fröhlich beschreibt die Herausforderungen der Langzeitarchivierung bei Farbraum und Bildzustand und geht dabei der Frage nach, welchen Charakter und welche Färbung audiovisuelle Inhalte unserer Tage in Zukunft haben werden. Eine gänzlich andere Perspektive bieten Kathrin Passig, wenn sie einen allgemeinen Blick auf Aspekte der Überlieferung nimmt, aber auch Stefan Willer, der den Begriff des kulturellen Erbes kritisch hinterfragt. Kontovers ringen die Autoren um Fragen der Nachhaltigkeit, der Auswahl und der Semantik des Wissens. Während Felix Sasaki verschiedene Ansätze für die Semantik des Netzes darstellt und ihre Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit beleuchtet, positioniert sich Stefan Gradmann klar gegen alle Versuche, Strukturen aufzubauen, die nach seiner Meinung Kontrolle und Zensur im Netz ermöglichen. Jens Best beantwortet Fragen zur Nachhaltigkeit der Wikipedia. Der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, erläutert traditionelle, auf die Relevanz für staatliches Handeln hin orientierte Auswahlkriterien. Jens Crueger warnt vor dem Verlust von Informationen für die spätere Geschichtsschreibung und entwickelt ein weiteres Verständnis dessen, was zu bewahren ist. schließlich plädiert Georg Rehm eindringlich für die Entwicklung einer Strategie zur digitalen Langzeitarchivierung.

Die Beiträge entstanden im Rahmen einer Initiative des Internet und Gesellschaft Co:llaboratory e. V. Zwischen März und Juni 2013 diskutierten Experten Fragen der Nachhaltigkeit von Kultur in der digitalen Welt. Die Initiative fand statt in Kooperation mit dem Institut für Museumsforschung, dem Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung, nestor, und dem iRights.Lab Kultur. Neben einem wertvollen Diskurs über zahlreiche Einzelaspekte konnten sich diese Experten auf den „Berliner Appell“ verständigen, der die gesellschaftliche Bedeutung des Themas hervorhebt und konkrete Handlungsfelder benennt.

Was bleibt also?

Die Erkenntnis, dass gehandelt werden muss, damit etwas bleibt in der digitalen Welt.

Alles neu macht der Mai

Wir haben nicht nur unserer Webseite ein neues Design spendiert, wir haben sie auch ganz neu strukturiert. So können Sie sich nun unter dem Menüpunkt Dokumentation über die Konferenzen der vergangenen Jahre informieren. Analog dazu haben wir auch einen Bereich für die diesjährige Veranstaltung reserviert. Unter Konferenz 2013 finden Sie die Themenschwerpunkte für dieses Jahr ebenso wie beispielsweise Informationen zur Anfahrt.

Ab sofort können Sie sich auch für „Zugang gestalten!“ anmelden; das Formular ist bei Registrierung hinterlegt.

Wir hoffen, Ihnen gefällt unsere neue Webseite und freuen uns auf Ihr Feedback!

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Nach Twitter und Google+ gibt es uns nun auch auf Facebook. Zu finden unter https://www.facebook.com/KulturellesErbe. Wir freuen uns, wenn Sie unserer Seite folgen!

Auf unseren Kanälen informieren wir nicht nur über die Konferenzreihe – wir teilen mit Ihnen auch Neuigkeiten im Umfeld von Museen, Bibliotheken und Archiven sowie der Digitalisierung in den Gedächtnisinstitutionen. Auch Aktuelles unserer Konferenzpartner geben wir gern an Sie weiter.

Alle Kontaktmöglichkeiten haben wir HIER für Sie zusammengefasst.

Save the date!

Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr die Konferenz „Zugang gestalten! – Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe“ stattfinden wird. Die Veranstaltung, die von Herrn Dr. Klimpel geleitet wird, wird am 28. & 29. November 2013 im Jüdischen Museum stattfinden. Erste Informationen dazu finden Sie auf dieser Seite.

Darüber hinaus haben wir ein neues Logo und entsprechend das Design unserer Webseite angepasst. Das Finetuning werden wir in den kommenden Tagen vornehmen, ebenso die Dokumentation der letztjährigen Konferenz im neuen Layout ergänzen.