Statements

Die Konferenz „Zugang gestalten!“ möchte den Dialog über die Fragestellungen anregen, denen sich Kultureinrichtungen im digitalen Zeitalter stellen müssen. Diese Diskussion wollen wir mit Ihnen an dieser Stelle beginnen und während der Konferenz mit unseren Gästen fortführen.

Wir laden Sie dazu ein, die folgenden drei Fragen in den Kommentaren zu beantworten. Ihre Statements, ebenso wie die der Teilnehmer der Konferenz vor Ort, werden uns am Nachmittag des zweiten Konferenztages (Dienstag, 23.10.2012, 16.15 Uhr, siehe Programm) den Einstieg in die darauf folgende Publikumsdiskussion bieten.

1. Heißt freier Zugang zum kulturellen Erbe auch kostenfreier Zugang?

2. Was sind die größten Hindernisse eines freien Zugangs zum kulturellen Erbe?

3. Worauf kommt es bei der Gestaltung des Zugangs zum kulturellen Erbe an?

Bitte schreiben Sie uns bis spätestens Dienstag, 23.10.2012, 15 Uhr. Wir freuen uns auf Ihren Input!

8 Gedanken zu „Statements

  1. Kerstin Probiesch

    Ein – leider auch im Programm – fehlender Aspekt ist der barrierefreie Zugang zum kulturellen Erbe. Warum?

    Barrierefreiheit ist sowohl für Menschen mit Behinderung als auch für ältere Menschen wichtig und gewährleistet erst einen freien Zugang für alle. Umgekehrt kann fehlende Barrierefreiheit durchaus Kosten verursachen, z. B. dann, wenn an sich freie Angebote nur mit Assistenz genutzt werden können.

    Natürlich betrifft dies sowohl beispielsweise Museen und als auch Webangebote sowie Dokumente auf und mit denen das digitalisierte kulturelle Erbe veröffentlicht und präsentiert wird. Hier muss Barrierefreiheit integraler Bestandteil sein, von Anfang an mitgedacht werden.

    Oder kurz gesagt: Open Access ohne Accessibility kann das „Versprechen“ des freien Zugangs zum kulturellen Erbe für alle letztlich nicht einlösen.

    1. Paul Klimpel

      Ein sehr wichtiger Aspekt, der auf der Konferenz angesprochen werden sollte und auch wird. Für mich stellt sich die Frage, ob, wann und wie durch Digitalisierung Accessibility erhöht wird – auch und gerade für Menschen mit Behinderungen. Und wann tritt genau der gegenteilige Effekt ein, wann werden infolge der Digitalisierung neue Barrieren aufgebaut?

      1. Etta Grotrian

        Zu diesem Aspekt fällt mir ein Beispiel ein, auf das ich immer wieder stoße: Kultureinrichtungen investieren z.T. viel Arbeit und Überlegung, um z.B. Metadaten ihrer Sammlungsobjekte in maschinenlesbare Austauschformate zu überführen (wie u.a. LIDO-Format) und zur Verfügung zu stellen. Oft kommt es aber vor, dass – sind die Daten aber dann erstmal „maschinengelesen“ und für die jeweiligen Zwecke ausgewertet – sie im Frontend, also ihrer Darstellung im Browser, wieder jeglicher Semantik beraubt sind – und damit auch ihrer Zugänglichkeit z.B. für assistive Technologien.
        Eigentlich also ein Beitrag zum „Semantic Web“, der in der Ausspielung im HTML der Semantik entbehrt. Das Thema Barrierefreiheit sollte beim „Zugang gestalten“ tatsächlich nicht fehlen! Es ist es wichtig, dass frei zugängliche Daten bei ihrer Weiternutzung zugänglich bleiben oder sogar zugänglicher werden können.

  2. Helmut von Berg

    Ad 1)
    Der Zugang zum kulturellen Erbe sollte so umfassend und einfach wie möglich sein. Das heißt für die Frage nach den Kosten, dass der Zugang (zu einem Online-Angebot) grundsätzlich kostenfrei sein sollte, wenn er im Zusammenhang mit wissenschaftlicher Arbeit oder Bildung und Ausbildung steht.
    Andere Zugänge sollten unterschieden werden in ›Gewinn orientierte‹ und ›auf allgemeinem Interesse basierend‹. Erstere sollten einen grundsätzlichen Zugang zu einem fairen Preis pro Jahr erhalten können (z.B. Journalisten, Fachautoren). Letzteren sollte eine Art Förder-Abo zu einem Mindestpreis pro Jahr, der ebenfalls als fair gelten kann und deutlich unter dem auf Gewinn orientierten liegen sollte, angeboten werden.
    Nutzungsrechte der dann verfügbaren Inhalte oder Materialien sollten in diesem Rahmen transparent und angemessen geregelt werden, was die Option kostenloser Nutzung explizit einschließt.
    Ad 2)
    Fehlendes, gesellschaftlich geschaffenes Interesse, technische Schwierigkeiten und unangemessene Kosten.
    Ad 3)
    Es kommt insbesondere darauf an, dass der Zugang zum kulturellen Erbe Einsichten und ein Werteverständnis in den gegebenen Kontexten anbietet, das das individuelle Verständnis fördert und eine kritische Auseinandersetzung unterstützt.
    Um der emotionalen Komponente von kulturellem Erbe gerecht zu werden, ist die Einbettung in einen demokratischen und sozialen Wertekanon äußerst wünschenswert. Das schließt die Ablehnung von Gewalt und Unterdrückung wie auch die Respektierung von unterschiedlichen Glaubensrichtungen ein.

    1. Der Christoph

      Interessant, dass die Journalistinnen und Journalisten als Beispiel für „nicht dem allgemeinen Interesse dienend“ genannt werden. Gerade auch außerhalb des eigentlichen „Ortes der Aufbewahrung“ gibt es Vermittler (Medien), die Zugang erleichtern oder sogar ermöglichen — ggf. auch durch Auswahl und Verbreitung.

  3. Nicolai von Neudeck

    Weil Barrierefreiheit bedeutet, für Assistenzsysteme zugänglich zu sein, muss der Zugang vor allem maschinenlesbar sein. Und zwar völlig kostenlos und mit guten API.

  4. frank krings (@frank_krings)

    Kürzlich hatte ein US-Museum die Tagebücher von Keith Haring ausgestellt und diese zuätzlich auf einem Tumblr-Blog veröffentlicht. Das war klasse. Leider scheitert die Digitalisierung solcher Inhalte oft an Urheberrechtsfragen.

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